Umgehungsstraße Beilngries


 

Mit der Umgehung wird wesentlich weniger Verkehr durch Beilngries fließen.

Nein, denn das Verkehrsaufkommen im Stadtgebiet wird laut Bebauungs- und Grünordnungsplan "Entlastungsstraße" vom 4.1.2008 durch die Gesamtmaßnahme lediglich um 15 - 20 % sinken. Den größten Beitrag zum Beilngrieser Stadtverkehr liefert die Ausfallstraße nach Neumarkt. Doch gerade die kann nicht an die Umgehung angebunden werden und der von dort kommende Durchgangsverkehr verteilt sich durch die ganze Stadt in Richtung Eichstätt, Ingolstadt und Kelheim.

 

Die Maria-Hilf-Straße und Ingolstädter Straße werden entlastet.

Nein, denn die Umgehung hat mit diesen Straßen nichts zu tun. Die Maria-Hilf-Straße und Ingolstädter Straße sind Teil der Nord-Süd-Achse B 299. Die Umgehung betrifft lediglich den West-Ost-Durchgangsverkehr. Der Durchgangsverkehr in nord-südlicher Richtung dürfte gegenüber dem in west-östlicher Richtung deutlich überwiegen. Es wäre schön, wenn die Stadt Beilngries das entsprechende Verkehrsgutachten veröffentlichen würde.

 

Der Lärm wird durch die Umgehungsstraße deutlich abnehmen.

Nein, denn der Lärm wird nicht durch die Umgehung, sondern durch den unaufhaltsamen Siegeszug der Elektromobilität deutlich abnehmen. Die Umgehungsstraße wird den heutigen Lärm lediglich verlagern. Nicht umsonst stellt schon der Bebauungs- und Grünordnungsplan "Entlastungsstraße" vom 4.1.2008 im Kapitel 7.1 fest: "Insgesamt sind für das Schutzgut Mensch sowohl positive als auch negative Umweltauswirkungen festzustellen." Die einen profitieren, andere haben einen Nachteil.

 

Die Umgehungsstraße kostet 6,8 Millionen.

Schön wär's.
2003: 6,8 Mio. Diese Kostenschätzung für das Gesamtprojekt war noch in drei Bauabschnitte unterteilt. (Donaukurier vom 20./21.9.2003)
2008: 10 Mio war die Kostenschätzung für die Gesamtmaßnahme, mitgeteilt vom stellvertretenden Bürgermeister Anton Grad. (Donaukurier vom 16.5.2008)
2016: 12,5 Mio. Diese Kostenschätzung setzte sich aus 7,4 Mio für Bauabschnitt 1 und 5,1 Mio für Bauabschnitt 2 zusammen. (Donaukurier vom 8./9.10.2016)
2018: 15,1 Mio. "Ziemlich genau" 10 Mio ist die damalige Kostenschätzung allein für Bauabschnitt 1, mitgeteilt von Bürgermeister Anetsberger (Donaukurier vom 20./21.1.2018). Zählt man die alte Schätzung von 5,1 Mio für Bauabschnitt 2 dazu, kommt man auf diesen Betrag.
2019 (1): 19,4 Mio. Wow, atemberaubend. Vor zweieinhalb Jahren wurden noch 7,4 Mio für Bauabschnitt 1 veranschlagt, jetzt sind es 14,3 Mio (Donaukurier vom 16./17.3.2019). Man traut sich fast gar nicht, die alte Schätzung für Bauabschnitt 2 von 5,1 Mio hinzuzurechnen, um auf die Gesamtkosten von 19,4 Mio zu kommen.
2019 (2): 20 Mio. Gerade waren es noch 14,3 Mio jetzt sind es - schwuppdiwupp - "knapp 15 Millionen Euro Gesamtkosten" für Bauabschnitt 1 (Donaukurier vom 9.10.2019). Da fällt mir nichts mehr ein. (Wenn man zu den "knapp 15 Mio" die 5,1 Mio von der uralten Kostenschätzung für Bauabschnitt 2 hinzuzählt, kommt man auf 20 Mio.)
2019 (3): Wahrscheinlich müsste man die alte Schätzung für Bauabschnitt 2 jedoch entsprechend Bauabschnitt 1 glatt verdoppeln, aber dann wären wir ja schon - schluck! - bei 25 Mio. Ist da nicht eigentlich was aus dem Ruder gelaufen?

Der Bürgermeister wollte ursprünglich die Kosten in den Griff bekommen, indem "man von den Firmen bereits jetzt sehr genaue Kostenaufstellungen einfordern wird" (Donaukurier vom 5./6.8.2017). Die Entwicklung zeigt, dass das naiv war.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Baukosten von Anfang an ein reines Glücksspiel waren, aber alle Beteiligten ohnehin bereit waren, jeden Preis zu zahlen. Die CSU "rechnet" sowieso immer mit "unerwarteten Kostenentwicklungen" bei solchen Großprojekten (was jetzt? "damit gerechnet" oder "unerwartet"?) und die Bürgerliste stellte angesichts möglicher Mehrkosten frühzeitig einen Freibrief aus: "Bei der Realisierung werden wir an einem Strang ziehen." (Donaukurier vom 16./17.12.2017)

 

Der finanzielle Anteil der Stadt Beilngries liegt lediglich zwischen 15 und 20 %.

Nein, denn das betrifft nur die eigentliche Baumaßnahme und da auch nur den Bauabschnitt 1, und nicht einmal das stimmt. (Donaukurier vom 8./9.10.2016: 80-85 % Förderquote für Bauabschnitt 1 zugesichert; Kosten für Bauabschnitt 1: 7,4 Mio Euro, für Bauabschnitt 2: 5,1 Mio Euro)

Anfang 2018 hieß es, dass "etwa 90 Prozent" des Bauabschnitts 1 als förderfähig eingestuft würden. "Von dieser Summe werden 85 Prozent über Zuschüsse gedeckt." 85 Prozent von 90 Prozent sind 76,5 Prozent. Anteil der Stadt also: 23,5 Prozent. "Den Rest der Gesamtsumme - rund 2,35 Millionen Euro - muss schließlich die Stadt zahlen." Richtig gerechnet, aber wo landen wir wirklich? (Donaukurier vom 20./21.1.2018)

Ursprünglich hieß es, dass die Stadt alle finanziellen Risiken, die über den konkreten Förderantrag hinausgingen, allein zu tragen hätte. (Donaukurier vom 5./6.8.2017) Kaum fängt man dann an zu bauen, stellt sich der Erdaushub als belastet und der Untergrund als wenig tragfähig heraus. (Donaukurier vom 27.10.2018 und Donaukurier vom 9.11.2018) Ja, was soll man denn erwarten, wenn man über die alten Flussmäander hinwegbaut? Dass man alles sauber verdichtet hat, als man den Fluss Anfang des 20. Jahrhunderts zugeschüttet hat? Diese Probleme dürften wohl mit etwa 4,3 Mio zu Buche schlagen. Allerdings beruhigt der Bürgermeister inzwischen, "dass man von der Regierung von Oberbayern in Aussicht gestellt bekommen habe, dass auch für die Mehrkosten die Förderquote von 85 Prozent gilt" (Donaukurier vom 16./17.3.2019). Hoffentlich schriftlich.

Was bei der genannten Förderquote allerdings völlig vernachlässigt wird, sind Folgekosten, die dadurch entstehen, dass die Stadt Beilngries Teile der bisherigen Staatsstraße St 2230 übernimmt. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die Eichstätter Straße, den Kreisel bei der Polizei und die Neumarkter/Kevenhüller Straße bis zur B 299. Inklusive der teueren Sulzbrücke beim Edeka. Der Laie fragt sich, warum dieser Straßenzug zu Ortsstraßen umgewidmet werden muss. Da wird doch weiterhin überörtlicher Durchgangsverkehr fließen. Warum nicht wenigstens eine Kreisstraße? Schlecht verhandelt. Wird die Stadt auch noch einen Teil der Kelheimer Straße übernehmen, wenn der Bauabschnitt 2 gebaut wird?

Über die Förderquote für den Bauabschnitt 2 kann weiterhin nur spekuliert werden.

Zwischenfazit: Auch der finanzielle Anteil der Stadt scheint ein reines Glücksspiel zu sein. Der Steuerzahler freilich wird 100 % zahlen müssen.

 

Der Tourismus wird von der Umgehungsstraße profitieren.

Nein, denn den Touristen ist der Verkehr in der Ringstraße relativ egal. Weniger egal ist den Gästen das Landschaftsbild, das durch die Umgehungsstraße erheblich beeinträchtigt wird. Das Altmühltal wird für Camper, Wanderer, Radler und Mountainbiker ein Stück weniger attraktiv werden. Die Landschaft ist das touristische Kapital von Beilngries!

 

Durch eine Lärmschutzwand kann man den Campingplatz Fasshotel Naturama und die Sandsiedlung vom Verkehrslärm abschirmen.

Nein, denn die Lärmschutzwand ist ziemlich wirkungslos, wie sich heute nach der Verkehrsfreigabe zeigt. Die Umgehung führt ja in einem kilometerlangen Bogen um den Campingplatz und die Sandsiedlung und davon wird nur ein kleiner Ausschnitt durch die Lärmschutzwand abgeschirmt. In einem weiten Bereich bekommen Campinggäste und Anwohner die volle Breitseite ab. Die Touristen werden ihre Konsequenzen ziehen. Die Bewohner der Sandsiedlung werden bleiben.

Eine Lärmschutzwand ist die ultimative Verschandelung der Landschaft! Sie nimmt Campern, Spaziergängern und Radlern den Blick ins weite Tal.

(Laut Stadtverwaltung bzw. Bürgermeister Anetsberger werden gemäß "neuerlichen Analysen" die Immissionswerte beim Campingplatz "wohl nicht" (!) eingehalten. "Daher will man nun eine Lärmschutzwand errichten." Erwartete Kosten: 514 600 Euro. Länge: 220 Meter. Höhe: 4 Meter ab Straßenniveau, auch auf der ohnehin erhöhten Brücke. Blickdichte Holzbauweise. - Bericht im Donaukurier, 23./24.9.2017)

 

Die Schulbusse werden zu 100 % aus der Sandsiedlung auf die Umgehungsstraße verlagert.

Ja, aber dafür ist die Umgehungsstraße nicht nötig. Außerdem liegt auch die Umgehungsstraße nur gut 200 Meter von der Wohnbebauung entfernt. Die Anwohner der Schulbusroute durch die Sandsiedlung haben schon immer gefordert, dass die Busse dorthin zurückfahren, wo sie herkommen: über das Industriegebiet. Siehe auch www.schulbusverkehr.de

Unfair ist es ohnehin, die Schulbusse gegen die Umgehungsstraße auszuspielen nach dem Motto: "Welchen Nachteil wollt ihr lieber haben?"

Es ist auch nicht ganz ungefährlich, wenn die Schulbusse künftig auf dem Volksfestplatz wenden müssen, während da dutzende "Elterntaxis" und hunderte Schülerinnen und Schüler herumwuseln. Bei 50 Bussen pro Tag und 160 Schultagen pro Jahr ergeben sich 8000 Platzrunden pro Jahr. Wenn der einzelne Bus dabei durchschnittlich an 20 Schülern vorbeifährt, ergeben sich pro Jahr 160.000 Gelegenheiten, dass ein Kind überfahren wird. In der Amtsperiode eines Bürgermeisters summieren sich diese Gelegenheiten auf 1 Million! Da wird man möglicherweise die Haltestellen verlegen müssen. Oder man belässt es einfach bei der heutigen Schulbusroute.

(Bürgermeister Anetsberger kündigte an, dass bei einer Realisierung der Umgehungsstraße künftig kein Schulbus mehr vom Schulzentrum am Volksfestplatz durch die Wohngebiete in der Sandsiedlung rollen soll. - Interview mit dem Donaukurier, 22.11.2016)

 

Das Gewerbegebiet wird an unsere Fernstraßen angebunden.

Nein, denn nicht die zentrale Straße des Gewerbegebiets, die Max-Prinstner-Straße, wird angebunden, sondern die Sandstraße. Worin besteht der Vorteil gegenüber der bestehenden Anbindung über die Eichstätter und Bauhofstraße? In nichts, denn die Zufahrt über die Sandstraße führt relativ weit ins Stadtgebiet hinein bis zum Gymnasium, wo die Drossel- und Amselstraße, beide schmal und für Schwerverkehr ungeeignet, dann ins Gewerbegebiet weiterführen würden. In der neuen Sandstraße selbst kommen kaum zwei Lkw aneinander vorbei, wie Stadtbaumeister Seitz einräumt (Donaukurier, 19.12.2019). Dagegen ist die Zufahrt über die Bauhofstraße ortsrandnah und gut ausgebaut und bindet die größten Betriebe, Jura-Guss und Bühler, direkt an. Soll wirklich der Gewerbeverkehr über die Sandstraße rollen, vorbei an Gymnasium und Wohnhäusern? Oder fehlt da noch eine weitere Straße in der Planung?

(Bürgermeister Anetsberger spricht von der "Anbindung des westlichen Stadtteils inklusive Gewerbegebiet an unsere Fernstraßen" im Interview im Donaukurier vom 29./30.4./1.5.2017)

 

Sportplatz und Campingplatz werden an unsere Fernstraßen angebunden.

Haha, guter Witz! Sportplatz und Campingplatz liegen zwar unmittelbar an der Umgehungsstraße, aber erreichbar sind sie von der Umgehungsstraße allenfalls über schmale Schleichwege, völlig ungeeignet für Camper und unterdimensioniert für den erheblichen Zu- und Abgangsverkehr der beiden Freizeiteinrichtungen. Offensichtlich sollen Camping- und Fußballgäste weiterhin über die Wohngebiete anfahren.

Ist es wirklich so schwierig, einen vernünftigen Zugang von der Umgehungsstraße her zu schaffen? Hier besteht noch Verbesserungspotenzial. Welche zwei Sträßchen ausgebaut werden müssten, ist offensichtlich. Hoffentlich sehen unsere Verkehrsplaner trotz lauter Bäume den Wald bald.

 

Der Bauabschnitt 1 zwischen den Ausfallstraßen Richtung Eichstätt und Ingolstadt bringt allein schon eine wesentliche Entlastung.

Nein, denn schon heute besteht hier eine Verbindung über Kirchanhausen. Die wenigsten, die von Pfraundorf nach Paulushofen wollen, müssen durch das Beilngrieser Stadtgebiet fahren. Diese Verbindung zu entlasten, erscheint bei dem heutigen geringen Verkehrsaufkommen allerdings nicht nötig. Es ist schleierhaft, wie ein Herr Prof. Kurzak im Jahre 2001 zu der Voraussage gelangt ist, dass der erste Bauabschnitt das Stadtgebiet um gut 10 % entlasten würde.

(Voraussage gemäß Donaukurier vom 22.11.2016. Es wäre schön, wenn die Stadt Beilngries alle Gutachten veröffentlichen würde, zeitgemäß im Internet.)

Der Schwerlastverkehr darf nicht die Umgehung über Kirchanhausen nehmen. Angeblich müssen täglich 50 Laster vom Schotterwerk Geiger über die Beilngrieser Ringstraße fahren, die dann bei Realisierung des Bauabschnitts 1 weg wären. Stimmt das? Eine Anfrage bei der H. Geiger GmbH Stein- und Schotterwerke wurde freundlicherweise beantwortet (15.1.2018). Danach kann die Firma Geiger leider "keine definitiven Zahlen zur Verfügung stellen", wenn sie auch eine neue Umgehung aus verschiedenen Gründen grundsätzlich begrüßt.

 

Wenn erstmal der Bauabschnitt 1 zwischen den Ausfallstraßen Richtung Eichstätt und Ingolstadt gebaut ist, wird der Bauabschnitt 2 umso leichter kommen.

Nein, denn die Grundstückseigentümer werden sich dadurch nicht beeindrucken lassen und das Vorpreschen bietet keinerlei juristisches Argument für die angedrohten Enteignungen. Außerdem müsste dafür zuerst die Rolle des Bauherrn auf den Freistaat übergehen (Donaukurier vom 23./24.3.2019). Ob sich wohl der Freistaat ein paar Enteignungsverfahren aufhalsen lassen will? Und die Kosten für Bauabschnitt 2 mit allen Risiken muss er dann allein tragen? Auch Bürgermeister Anetsberger meint, der Bauabschnitt 2 sei schwer zu realisieren (Donaukurier vom 8./9.10.2016).

Kein Mensch baut ein halbes Haus, solange er nicht im Besitz des Baugrundes für die andere Hälfte ist!

 

Irgendwann kann man dann die B 299 verlegen, so dass sie nicht mehr über die Deutschhofkreuzung geht.

Nein, denn die Stadt Beilngries will sicher nicht zwei weitere, sehr teuere Brücken und den Straßenunterhalt für einen recht langen Straßenzug erben. Die Sanierung der Altmühlbrücke am Ende der Ingolstädter Straße und der Sulzbrücke in der Kelheimer Straße verschlingen regelmäßig Unsummen.


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